Nach dem Frühstück haben wir das Schnabeltier gesattelt (wir haben die Koffer in der Stadt abgenommen, um keine Neugier zu wecken) und haben uns unseren Weg aus Athen gebahnt. Da war wieder Stop & Go angesagt. Als es dann endlich etwas flüssiger lief, kam dann auch schon ein unfreiwilliger Stopp.
Polizeikontrolle. Die Zweite als Motorradfahrer in meinem Leben. Und dann auch noch innerhalb von 6 Wochen. Und bei schon 38 Grad am Morgen. Super. Sehen wollten sie Führerschein, Fahrzeugschein und die Versicherungskarte. Das war natürlich alles am Start. Auf meine Nachfrage wegen der Helmpflicht sagte mir der Cop, dass es die gibt und die deshalb kontrollierten. Witzig, denn die Einzigen, die angehalten wurden waren wir. Wir waren allerdings auch die Einzigen, die Helme aufhatten. Janas Theorie ist, dass die Cops einfach das Schnabeltier bewundern wollten. Wie dem auch sei, dass ich zu schnell war hat sie nicht interessiert (wir waren immernoch langsamer als die meisten anderen) und so durften wir frisch durchgeschwitzt weiterfahren.
Die Strecke Richtung Delphi, das war die für heute geplante erste Etappe, war wieder Mega. Tolle Bergstraßen mit wirklich tollen Ausblicken. Leider war viel von der Vegetation Waldbränden zum Opfer gefallen. Die Natur wird sich aber sicher zumindest davon erholen.
Gegen 13 Uhr waren wir dann angekommen. Der Eintritt für die archäologische Städte und das Museum ist mit 12 Euro nicht überzogen. Außerdem waren relativ wenig Menschen da. So sieht es da aus.
Das Orakel von Delphi würde sich heute wohl so beschreiben lassen: Eine Frau, die die Arbeit nicht erfunden hat, mit einer exhibitionistischen Veranlagung. Zu allem Überfluss konsumiert sie auch noch bewusstseinserweitende Substanzen und lässt Tiere quälen.
Okay, hier kommt die romantischere Variante:
Ursprünglich hat das Orakel von Delphi nur am 7. Tag im Februar (in Delphi zu ca. 500 v. Chr. Bysios genannt) getagt. Später dann immerhin an jedem 7. Tag jedes Sommermonats. Allerdings nur dann, wenn eine junge Ziege, die mit eiskaltem Wasser bespritzt wurde, unruhig wurde. Blieb sie ruhig hatte sie Glück, denn dann wurde sie nicht geopfert. Die Ratsuchenden hatten wiederum Pech, denn ohne Opfer keine Weissagung. Dann musste einen Monat gewartet werden.
Zuckte das Tier, wurde es geopfert und anschließend nahm die Pythia, aka Orakel von Delphi, nackt ein Bad in einer heiligen Quelle. Anschließend ging sie in den Apollotempel, wo vor dem Altar angeblich berauschende Dämpfe aufsteigen. Die Weissagungen erfolgen dann in Trance und wurden nach einigen Theorien von den anwesenden Priestern interpretiert. Andere glauben, dass sie direkt mit ihrem Kunden kommuniziert hat. Reiche bekamen möglicherweise rätselhafte aber ausführliche Weissagungen, Ärmere nur Ja/Nein antworten.
Irgendwie ist das schon beeindruckend zu sehen, was vor mehr als 2500 Jahren schon von Menschen erschaffen wurde. Das verdeutlicht das Museum neben der Ausgrabungsstätte noch mehr. Hier sind viele Reliefs und Kunstgegenstände ausgestellt.
Nachdem wir hier ungefähr zweieinhalb Stunden verbracht hatten, haben wir beschlossen uns in der Nähe einen Campingplatz zu suchen. Nicht ganz unschuldig ist die aktuelle Hitzewelle. In der Spitze hat der Tacho heute 42 Grad angezeigt. Da lässt man den Helm freiwillig zu, weil die Luft einfach zu heiß ist.
Unsere Wahl viel auf „Delphi Camping“ und es war eine gute. Der Pool (ja, den gibt es hier) ist warm, der Ausblick super und das Essen in der Taverne lecker.
Alles, was mit Oliven zu tun hat, kommt aus eigener Produktion. Und das schon in der sechsten Generation. Denn Campingplatz betreibt die Familie dagegen erst in der 2. Generation. Zum Glück gibt es auch einen Onlineshop (www.merdesoliviers.com), bei dem wir nach unserer Rückkehr sicher bestellen werden.
Das Schnabeltier hat heute übrigens knapp über 160 km zurückgelegt.
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